
Vom 06. bis 14. Dezember 2025 trifft sich die Weltelite des Damen-Floorballs zur Weltmeisterschaft in Tschechien. Mit dabei: Nathalie Berger, die ihre sportlichen Wurzeln in Rangsdorf hat und heute beim MFBC Leipzig in der 1. Bundesliga aufläuft. Im Interview spricht sie über ihre emotionalsten Momente, die Entwicklung des Frauenfloorballs – und ihre Erwartungen an die WM in Tschechien.
Du hast in Rangsdorf mit sieben Jahren angefangen Floorball zu spielen. Mittlerweile spielst du erfolgreich für den MFBC Leipzig in der 1. Bundesliga. Wenn du heute zurückblickst – was sind deine schönsten Erinnerungen an deine Floorball-Karriere?
Schwer zu sagen. Unser Spiel zum Aufstieg in die A-Division 2016 bei der U19 WM in Kanada war auf jeden Fall ein Moment, an den ich mich gern erinnere. Die ganze WM war für uns alle ein Riesenerlebnis mit dann letztendlich dem Erreichen unseres Ziels war das auf jeden Fall etwas an das man sich immer erinnern wird. Wenn man jetzt so in die letzten ein oder zwei Jahre schaut, aber auf jeden Fall der Pokalsieg in Overtime in der letzten Saison. Das war einfach der Abschluss einer unglaublichen Saison für uns, wir haben die letzten Jahre alle hart gearbeitet egal ob Spielerin oder Coach und das endlich belohnt zu sehen vor so einer Kulisse war unglaublich.
Was denkst du, hat dir deine Zeit in Brandenburg besonders mitgegeben – sportlich, aber auch menschlich?
Ich habe fast 10 Jahre in Rangsdorf gespielt, am Ende bleiben einfach so viele Leute, die man über die Zeit kennenlernt. Außerdem wurde da natürlich die Grundlage für alles gelegt und vor allem hat sich meine Liebe zum Sport dort entwickelt.
Du hast schon als U19-Spielerin internationale Erfahrungen gesammelt. Was bedeutet es dir, nun seit einiger Zeit auch Teil des A-Nationalteams zu sein und bei einer Weltmeisterschaft dabei zu sein?
A-Nationalmannschaft ist am Ende das, wovon viele träumen und was spätestens, wenn man einmal bei einer U19 Auswahl dabei war, das große Ziel ist. Das eigene Land international bei einem Turnier vertreten zu dürfen, ist jedes Mal aufs Neue eine große Ehre. Das ist nochmal komplett anders als Spiele mit dem Verein und gibt ein ganz anderes Gefühl.
Auf die WM in Tschechien bin ich super gespannt – die Erfahrung wird nochmal komplett anders als vor zwei Jahren in Singapur. In Brno und Ostrava werden wir hoffentlich vor ein paar mehr Fans spielen. Das ist dann nochmal ein ganz anderes Feeling und da freue ich mich riesig drauf.
Welche Erwartungen hast du an das Turnier – an dich selbst, aber auch an das deutsche Team?
Unser Ziel ist definitiv das Verbessern unserer internationalen Platzierung. Ganz klar ist, dass wir das Zwischenrundenspiel gegen eine der Top-8-Nationen gewinnen wollen. Beim 6NFC vor ein paar Wochen in Naumburg haben wir gezeigt, dass wir mit Nationen wie Polen, Dänemark und Lettland auf jeden Fall mitspielen können. Für mich selbst geht es vor allem darum, meine bestmögliche Leistung abrufen zu können. Am Ende steht aber vor allem unsere Performance als Einheit und Team im Vordergrund.
Worauf legt ihr in der Vorbereitung für die WM besonders Wert?
Man schaut natürlich darauf jetzt fit zu bleiben und wenig Risiko abseits von Training und Ligabetrieb einzugehen, um am Ende gut in das Turnier starten zu können. Aktuell stehen aber vor allem die Spiele mit dem Verein noch im Vordergrund, auf die wir uns vorbereiten. In den Trainings schaut man weiterhin das bestmögliche rauszuholen und noch an der ein oder anderen individuellen Schwäche zu arbeiten. Ansonsten ist es immer einiges organisatorisches, was im Vorfeld geklärt werden muss, damit dann mit Beginn der WM alles möglichst stressfrei ablaufen kann.
Viele junge Spielerinnen aus unserer Region sehen in dir ein Vorbild. Was motiviert dich, auch nach all den Jahren noch jeden Tag im Training alles zu geben?
Natürlich gibt es auch Tage, da ist man eher weniger motiviert ins Training zu gehen, weil zum Beispiel der Arbeitstag sehr anstrengend war oder man einfach viel Stress hat. Aber am Ende ist es in den meisten Fällen spätestens, wenn man auf dem Spielfeld steht, so, dass der Spaß am Sport einfach überwiegt und einen daran erinnert, warum man das Ganze jedes Mal aufs Neue macht, obwohl man vielleicht erst lieber zuhause auf der Couch geblieben wäre. Ansonsten haben wir in Leipzig auch einfach ein super Umfeld zum Trainieren, gut strukturierte Trainings, viele Spielerinnen beim Training etc. Da macht es auch einfach Spaß, wenn man teilweise mit 4 Torhüterinnen und 4 Linien trainieren kann.
Du hast die Kampagne „Mädchen und Frauen in FloorballBB“ damals mitgestaltet. Wie hat sich die Rolle von Frauen im Floorball deiner Meinung nach seitdem verändert?
Generell finde ich, dass die Entwicklung im Mädchen- und Frauensport im Floorball sehr positiv ist. Als ich damals angefangen habe, war an rein weibliche Teams oder ganze Ligen überhaupt nicht zu denken. Mittlerweile sind so viele Mädchen in den Jugendteams vertreten und nehmen da ganz andere Rollen ein, sammeln viel mehr Spielpraxis über eine Saison und haben viel bessere Chancen, sich zu entwickeln. Wenn man das mit dem Herrenbereich vergleicht, ist da noch einiges an Luft nach oben, aber die Richtung stimmt auf jeden Fall. Schritte wie jetzt bereits weibliche U15-Landesauswahlen zu schaffen und die Mädchen schon früh zu fördern, sind genau das, was wir brauchen. Meistens fehlt es dann aber nach der Jugend an Optionen, vor allem für Spielerinnen, die nicht den Sprung in Bundesligateams schaffen. Häufig gibt es keine regionalen Ligen oder lediglich sehr wenige Teams, was am Ende dazu führt, dass einige im Damenbereich dann doch aufhören und dem Sport nicht erhalten bleiben.
Wenn du jungen Mädchen einen Tipp geben müsstest, um im Floorball genauso erfolgreich zu sein wie du – welcher wäre das?
Ein großer und wichtiger Punkt ist auf jeden Fall Konstanz. Also alles an möglichen Trainings mitnehmen, immer mit 100 % Einsatz dabei sein und am Ende es schaffen, seine Leistung auf einem konstanten Level abrufen zu können. Man muss nicht immer die auffälligste Spielerin im Training oder in einer Mannschaft sein, aber wenn man es schafft, eine gute Leistung immer und immer wieder zu bringen, wird das gesehen werden. Am Ende ist aber am wichtigsten, dass man den Spaß nicht aus den Augen verliert, egal wie hart man an sich arbeitet.
Ihre Geschichte zeigt: Mit Einsatz, Freude und Ausdauer kann der Weg von der kleinen Sporthalle in Rangsdorf bis zur Weltmeisterschaft in Tschechien führen – und genau dort will sie mit dem deutschen Team erfolgreich angreifen. Vielen Dank für das Interview und die motivierenden Worte, Nathalie!


